Projektgebiet
Naturraum
Der Landschaftspflegeverband ist im gesamten Main-Tauber-Kreis tätig.
Der Main-Tauber-Kreis ist der nördlichste Landkreis Baden-Württembergs und hat eine Fläche von 1.304,4 km². Das Kreisgebiet wird in Längsrichtung von der Tauber durchflossen, die in Wertheim in den Main mündet. Da der Main-Tauber-Kreis im Regenschatten von Odenwald und Spessart liegt, zeichnet er sich durch trockenes und warmes Klima aus. So gehört die Region zwischen Werbach und Lauda-Königshofen mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von nur etwa 600 mm zu den trockensten Gebieten Süddeutschlands. Im Süden auf den Muschelkalkböden nimmt der Naturraum Tauberland die größten Flächen des Landkreises ein, charakteristisch sind hier Trockenhänge mit artenreichen Kalkmagerrasen, Trockenmauern und Steinriegeln. Der Norden des Kreises ist durch Buntsandsteinböden geprägt, mit Sandmagerrasen, terrassierten Weinberghängen mit roten Sandstein-Trockenmauern und eher frischerem Wirtschaftsgrünland. Auf den Hochflächen und in den teils breit ausgeformten Talauen findet eine intensive ackerbauliche Nutzung statt.
Biotoptypen
Ehemals geprägt durch die kleinbäuerliche Landwirtschaft, weisen die Trockenhänge des Taubertals und seiner Nebentäler ein vielfältiges Mosaik aus Steinriegeln, Trockenmauern, Hecken, Magerrasen, Wacholderheiden, artenreichen Blumenwiesen und Streuobstbeständen auf. Ebenso tragen die Feuchtgebiete und naturnahe Bach- und Flussläufe mit deren Begleitflora zur Artenvielfalt im Main-Tauber-Kreis bei.
Trocken- und Halbtrockenrasen
Vorzufinden sind Trocken- und Halbtrockenrasen an niederschlagsarmen, südexponierten und wärmebegünstigten Standorten. Trockenrasen sind auf natürlich waldfreien Standorten zu finden. Halbtrockenrasen sind durch extensive Beweidung oder Mahd entstanden. Viele der landschaftstypischen Muschelkalk-Trockenhänge im Taubertal und seinen Nebentälern weisen eine außergewöhnlich reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt auf. Die Besonderheit der Trockenhänge sind Volltrockenrasen mit äußerst seltenen, zum Teil vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten. So haben hier der Schmetterlingshaft, die Italienische Schönschrecke, der Segelfalter, die Rote und die Blaue Ödlandschrecke, das Federgras und viele andere hochgradig gefährdete Arten teilweise landes- und bundesweit ihre größten Vorkommen.
Steinriegel
Steinriegel, die zur Zeit der Nutzung der Hänge aus Lesesteinen aus den Weinbergen entstanden sind, bieten vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum und tragen so zur Förderung der biologischen Vielfalt bei. Die Steine heizen sich am Tag auf, speichern die Wärme und geben sie abends langsam ab. Dieses ausgeglichene Kleinstklima bietet vielen wärmeliebenden Insekten- und Reptilienarten optimale Bedingungen. So sind Steinriegel Lebensraum für viele Wildbienenarten, Schlingnattern, Zauneidechsen. Aber auch viele Pflanzenarten wie das Wimper-Perlgras, der schmalblättrige Hohlzahn, der blaue Lattich oder der Edel- und Trauben-Gamander siedeln sich dort an. Die Steinriegel müssen regelmäßig gepflegt und freigehalten werden, da sich sonst Hecken und Gebüsche ausbreiten und der Lebensraum an Wert verliert.
Wacholderheiden
Kennzeichnend für diesen durch extensive Beweidung entstandenen Lebensraumtyp ist der Wacholder (Juniperus communis). Die größte Gefährdung der Wacholderheiden im Landkreis ist die Nutzungsaufgabe und die anschließende Verfilzung und Verbuschung. Somit kann durch extensive Beweidung und partieller Entbuschung zum Erhalt der Wacholderheiden beigetragen werden.
Streuobstwiesen
Eine hohe ökologische Bedeutung nehmen Streuobstwiesen ein. Die Obsthochstämme mit ihrem vielfältigen Unterwuchs, zu dem oft zahlreiche Wiesenkräuter, aber auch seltene und geschützte Pflanzen wie Orchideen gehören, sind Lebensraum für heute stark gefährdete Arten wie beispielsweise Wiedehopf, Steinkauz, Mittelspecht und Wendehals. Aber auch die Haselmaus und verschiedene Fledermausarten sind dort zu finden. Streuobstwiesen zählen zu den artenreichsten Biotopen in Mitteleuropa, was zum einen auf die extensive Bewirtschaftung und zum anderen auf die hohe Strukturvielfalt zurück zu führen ist.
Schaumkalkbank
Schaumkalkbänke sind charakteristische Felsgebilde, die im Main-Tauber-Kreis an den Trockenhängen im Unteren Muschelkalk zu Tage treten. Entstanden sind sie vor etwa 240-280 Millionen Jahren durch die Ablagerung von Muscheltrümmern im flachen Muschelkalkmeer, aus denen sich harte Gesteinsschichten gebildet haben, die der Erosion bis heute standgehalten haben. Heute sind sie als weithin sichtbare Gesimse an den Trockenhängen im Unteren Muschelkalk sichtbar. Die Schaumkalkbänke sind natürliche Felsstandorte, die bei der Ansiedlung mediterraner oder südosteuropäischer Tier- und Pflanzenarten eine Schlüsselposition eingenommen haben, da sich auf den flachgründigen Standorten über den Kalkbänken seit der letzten Eiszeit nie geschlossener Wald ansiedeln konnte. Ausgehend von diesen disjunkten Arealen konnten sich in jüngerer Zeit, nach den Besiedlungs- und Rodungsperioden, die wärmeliebenden Arten auf sogenannten Sekundärstandorten wie Mauerkronen oder Steinriegel ausbreiten und sind dort heute noch vorzufinden. Beispielsweise sind hier das grauscheidige Federgras, das Wimper-Perlgras, der Berg-Gamander, die Ödlandschrecke oder die Italienische Schönschrecke zu nennen.
Feuchtbiotope
Feuchtgebiete stellen den Übergangsbereich von trockenen zu feuchten Ökosystemen dar und sind nicht nur Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, sondern haben auch eine wichtige Funktion als Trinkwasserspeicher, filtern schädliche Stoffe aus der Intensivlandwirtschaft und sind für den Hochwasser- und Klimaschutz bedeutend. In unserem Landkreis gehören hierzu kleine Tümpel, Weiher und Seen mit umgebenden Röhrichten und Seggenbeständen sowie naturnahe Bach- und Flussläufe.
Trockenmauern
Trockenmauern sind Mauern aus Natursteinen, die ohne Verwendung von Mörtel gebaut wurden. Sie wurden schon früh zur Terrassierung der Hänge gebaut und sind so kulturhistorische Zeugnisse. Sie sind gesetzlich geschützte Biotope und bieten durch Mauerfuß, Mauer und Mauerkrone unterschiedliche Lebensraumbedingungen für viele Tier- und Pflanzenarten. Besonders Arten, die sich an die Trockenheit und die hohen Temperaturen angepasst haben, sind hier zu finden. Kennzeichnend sind auch die Hohlräume in der Hintermauerung, die vielen Insekten, Reptilien und Kleinsäugern als Rückzugs- und Überwinterungsquartier dienen.
Magere Flachlandmähwiesen
Magere Flachlandmähwiesen sind artenreiche, extensiv bewirtschaftete Wirtschaftswiesen des Flachlandes. Der erste Heuschnitt erfolgt nicht vor der Hauptblütezeit der Obergräser. Die Wiesen sind blütenreich und wenig gedüngt. Gefährdet sind diese Wiesen zum einen durch die Intensivierung der Grünlandnutzung, Umbruch oder Aufforstung, im Main-Tauber-Kreis jedoch in erster Linie durch die Nutzungsaufgabe. Um Magere Flachlandmähwiesen zu erhalten und zu schützen, ist eine Mahd ab Mitte Juni oder eine extensive Beweidung notwendig.